made in berlin - York der Knöfel

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York der Knöfel

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    York der KnoefelSechs Monitore, auf jedem spielt sich dieselbe Szene ab: ein Mann, im Brustbild gezeigt, bläst bunte Luftballons auf. Der Mann ist der Künstler, und rot, gelb, blau, grün, schwarz und weiss sind die Farben der Ballons, die von regelmässigen Atemgeräuschen begleitet langsam über den Bildschirm wachsen, bis sie das Gesicht des Blasenden vollständig verdeckt haben und die gesamte Bildfläche ausfüllen. Dann das Ende mit einem lauten Knall: der Ballon platzt, zurück bleibt der etwas überrascht dreinblickende Künstler, der sich nach einer Schrecksekunde stoisch wieder seiner Aufgabe zuwendet und den nächsten Ballon aufbläst. Auf den sechs Monitoren läuft dieses Ritual jeweils zeitlich versetzt in einer Endlosschleife ab, wodurch jeder der Monitore in wechselndem Rhythmus durch eine andere Farbe bestimmt ist. In der Kombination entsteht eine Art asynchrone Farbstudie, mit den Mitteln der Videotechnik.
    Homage to Painting nennt Knöfel seine Performance und stellt sich damit in die Tradition eines malerischen Umgangs mit Video, der die Geschichte des Mediums von Nam June Paiks frühen Experimenten mit dem Synthesizer bis hin zu den sarkastischen Paraphrasen auf die Malerei des Abstrakten Expressionismus in den Videos von Paul McCarthy begleitet hat. Allerdings verzichtet Knöfel sowohl auf das Pathos von Arbeiten mit Video in den frühen Jahre, als das virtuose Spiel mit Farben und Formen einen dezidiert künstlerischen Anspruch legitimieren und, in den Worten Paiks, TV as a creative medium unter Beweis stellen sollte, als auch auf das parodistische Element, mit dem McCarthy den Heroismus der Malerei der Moderne aufs Korn nimmt. Weit entfernt von künstlerischen Grabenkämpfen, ist Knöfels Inszenierung schlicht das, was der Titel sagt: eine Widmung an die Malerei, lakonisch vorgetragen und mit einfachen Mitteln realisiert. Eine Fingerübung gewissermassen, gewürzt mit einem Quentchen Ironie...
    Der Künstler als Maler in der Figur des Ballonaufbläsers - in dieser Kombination schliesst sich der Kreis zu den früheren Gemälden und Zeichnungen des Künstlers. Zugleich verweist die Performance auf Knöfels Beschäftigung mit Video, die in seinem Schaffen seit einigen Jahren eine zentrale Stellung einnimmt und hier um eine neue Facette bereichert wird. In New York entstand die großformatige Videoinstallation Thoughts (1996), die auf insgesamt 48 Monitoren persönliche Statements von New Yorkern unterschiedlichen Alters, Geschlechts und verschiedener Hautfarbe dokumentiert. Während diese Installation das kommunikative Potential des Mediums im Spannungsfeld zwischen individueller Erinnerung und kollektivem Gedächtnis auslotet, handelt es sich bei Homage to Painting eher um eine nonverbale Selbstreflexion aus dem Blickwinkel des Künstlers.
    York der Knöfels Arbeitsweise ist als eine prozesshafte zu umreissen: Ich möchte keine Arbeiten produzieren, die einen dicken Punkt setzen, der anzeigt: hier ist das Ende. Eher möchte ich Bewegung initiieren, eine unabschliessbare Dynamik.





    York der Knöfel

  • Geboren 1962 in Potsdam
  • Lebt und arbeitet in Berlin und New York

    Stipendien und Preise:
  • 1993 Berlinstipendium
    Stipendium Schloß Plüschow
  • 1997 Stipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin
  • 1998 Arbeitsstipendium des ICC, Tokyo

    Einzelausstellungen (Auswahl):
  • 1998 Resident Alien, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin (mit Thomas Eller)*
    what happened if..., Goethe House, New York (USA)
    Gene ration time factor, ICC, Tokyo (Japan)*
  • 1997 My Christmas 1996, Raum 98, Galerie Wohnmaschine, Berlin
    Thoughts 1996, Hamburger Bahnhof, Berlin*
    Thoughts 1996, Heidelberger Kunstverein, Heidelberg*
  • 1996 Brüste der Großstadt, Wittrock-Kunsthandel, Düsseldorf
    KÖRPER & BETRUG, Galerie Wohnmaschine, Berlin*
  • 1995 Bild-Malerei, Galerie Wohnmaschine, Berlin*
  • 1994 Breakfast, Art Hotel Amsterdam, bei Galerie Wohnmaschine, Berlin
    Arbeiten auf Papier, Wittrock-Kunsthandel, Düsseldorf
    Arbeiten auf Papier, DAAD Galerie, Berlin*
  • 1993 Malerei Installation, Galerie Wohnmaschine, Berlin
  • 1992 Das wissen die Götter oder kreisende Bewegung über dem
    Atlantischen Ozean, Galerie Wohnmaschine, Berlin*
  • 1991 Einer frisst den anderen, Galerie am Scheunenviertel, Berlin
  • 1990 Aufruhr zur Liebe, Galerie Gleditsch 45, Berlin
  • 1988 Schlachthaus Berlin, Hochschule für Bildende Kunst, Dresden
  • 1986 Nachtag, Galerie Treptow, Berlin
  • 1985 Portraits, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

    Gruppenausstellungen (Auswahl):
  • 1997 Augenzeugen. Die Sammlung Hanck, Kunstmuseum Düsseldorf*
  • 1996 Neben den Linden ist die Mitte oder der Blick ins 21., Kunstverein Düsseldorf
    Bild-Malerei, Schloß Plüschow*
    fünfmaldrei, Berlinische Galerie, Martin Gropius-Bau, Berlin*
  • 1995 Zimmer mit Aussicht I, Brandenburgischer Kunstverein, Potsdam
  • 1994 Dorothea-von-Stetten-Preis, Kunst-Museum Bonn*
    Galerie Wohnmaschine Im Russischen Ethnografischen Museum,
    St. Petersburg (RUS)*
    Bilder der 90er Jahre, Wittrock-Kunsthandel, Düsseldorf
    Works on paper by east german artist, Goethe-Institut, San Francisco Augenlied, Schloß Plüschow*
  • 1992 Via Italia II eine Raumdokumentation, Lindenau-Museum, Altenburg*
  • 1991 Stile libero, Palazzo Ruini, Reggio Emilia, (I)*
  • 1990 LÕautre allemange hors les murs, Parc de la Villette, Paris (F)*
    Das Schöne ist der Glanz des Wahren, Museum Moritzburg,Halle*

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Maria Marangou,
Birgit Hoffmeister:
dank
Maria Marangou:
preface
Birgit Hoffmeister:
im wandel der zeit
Peter Herbstreuh:
hier und jetzt
credits

künstler der ausstellung:
gunda förster
hans hemmert
sabine hornig
york der knöfel
michel majerus  
antje majewski
olaf nicolai
manfred pernice
daniel richter

Sabel GUISSÉ
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